Samsung 860 PRO Series im Test


Im Jahr 2015 erblickte die äußerst populäre Datenträger der 850er-Serie aus dem Hause Samsung das Licht der Welt. Drei Jahre später steht endlich der sehnsüchtig erwartete Nachfolger bereit. Mit dem Solid State Drive Samsung 860 PRO möchten die Koreaner von der Beleibtheit des Klassikers profitieren und Budget-Nutzer sowie anspruchsvolle Nutzer gleichermaßen Ansprechen. Alles soll effektiver, aber vor allem auch effizienter arbeiten. Trotzdem wirft der ehemalige Platzhirsch auch in der Gegenwart einen langen Schatten.

Primär verspricht die Marketingabteilung von einer nochmals verbesserten Effizienz sowie einer längeren Lebensdauer unter intensiver Belastung. Kann die Samsung 860 PRO sich ausreichend profilieren und die 850er-Serie als würdigen Nachfolger beerben?

Der folgende SSD Test und Ratgeber klärt über die Neuerungen auf.

 

Performance exzellent und kaum noch zu verbessern

In synthetischen Tests wie dem Atto-Benchmark beeindruckt Samsungs neuste Generation mit Werten, die nahe an der maximalen Grenze des Möglichen operieren. Ab 32 KByte großen Datenblöcken liegt der Datentransfer deutlich über 500 MB/s. Besonders liegen der neuen Datenträgern Blöcke in 256 kB, die er mit fast 530 MB/s in seine Speichereinheiten sequenziell überträgt. Leseraten bewegen sich auf einem ähnlichen Niveau und überflügeln diese Bestmarken mit 560 MB/s sogar nochmals. Damit reizt Samsung den theoretisch zulässigen Wert der SATA-3-Schnittstelle großzügig aus. Viel Raum für Verbesserung bleibt ohnehin nicht mehr. Denn bereits mit dem Solid State Drive 850 PRO lieferte Samsung exzellente Werte ab. Welche Gründe gibt es dann noch, die einen Umstieg von der alten Garde rechtfertigen könnte? Neue Controller und eine verbesserte SSD-Software sollen den notwendigen Vorsprung gewähren. Einblicke in explizite Details zu den Veränderungen gewährt Samsung allerdings nicht. Nur soviel ist klar: Der aktuelle MJX-Controller steuert das Solid State Drive nun über 8 Kanäle an und nutzt eine effizientere Fehlerkorrektur. Der Wechsel von dem weit verbreiteten LPDDR3 als Festplatten Cache in zum neueren LPDDR4 verspricht in erster Linie einen niedrigeren Energieverbrauch. Trotz Verzögerungen in der Produktion arbeitet die neuste Generation von VNAND-Speicher (v4)in der PRO-Serie. Der chronologisch vierte Vertreter der vertikal angeordneten Speicherzellen baut aber nicht wie 2017 noch angekündigt die Größe aus. Es bleibt vorerst bei der Kapazität von 256-Gbit (32 Gbyte) pro Chip. Daher liegen die Baugröße und das maximale Speichervolumen fast gleichauf. Nutzer von mSata oder M.2. müssen sich daher vorerst mit maximal 2-TB-Modellen zufriedengeben. Im Gegenzug sinkt die anliegende Spannung beim V-NAND v4 von 3,3 auf 2,5 Volt bei einer gleichzeitigen Erhöhung der Datenrate von 800 MBit auf 1000 MBit. Die übereinander gelagerten Zellschichten steigen von 48 auf 64 an. Als Bonus bekommt die Samsung 860 PRO ebenfalls einen Ableger mit 4 TB Kapazizät spendiert. Insgesamt überzeugt also die neuste Charge an Speicherzellen mit einer höheren Effizient und leicht erhöhten Performance.

 

Aktuelle Modelle: Preis zur Einführung erstaunlich nah am Vorläufer

Neue Produktgenerationen lassen sich Hersteller oft mit entsprechend hohen Kaufpreisen vergüten. Erfreulicherweise zeigt Samsung zur Markteinführung keinerlei Ambitionen, Interessenten der Samsung 860 PRO zu tief in die Tasche greifen zu lassen. Tatsächlich decken sich die Modelle weitestgehend mit denen der älteren Generation ab. Derzeit existieren SSD-Platten für den Einbau in Desktop-PCs mit einer Spannweite von 256 Gigabyte bis hin zu den kostspieligen 4-Terabyte-Modellen. Für die kleinste Variante veranschlagt der koreanische Elektronikriese ungefähr 130 €. Mit wachsender Kapazität geht der Preis pro Gigabyte leicht zurück. Im Schnitt erhalten Käufer aber keinen großen Nachlass selbst bei einer größeren Investition. Ob es hier in Zukunft noch zu Verschiebungen kommt, bleibt abzuwarten. Die Samsung 860 PRO mit 2 Terrabyte geht für ungefähr 950 € über die Ladentheke. Dementsprechend dürfte die Kapazität mit 4 TB zum Zeitpunkt der Veröffentlichung sich relativ nahe an der Grenze zu 1900 € bewegen. Alle Modelle sind in einem kompakten 2,5-Zoll-Gehäuse untergebracht. Im Gegensatz zum EVO-Ableger existieren hier keine anderen Formfaktoren wie mSATA oder M.2. Alle860-PRO-Festplatten setzen auf den SATA-3-Standard mit maximal 6 Gbit/s sequenzieller Lese- und Schreibrate. Theoretisch bietet M.2. auf dem Papier Unterstützung für NVMe als Protokoll an. Samsung trennt hier aus Gründen der Produktpflege die 800er-Reihe von der teuren 900er-Familie ab. Hier bleibt der für viele Privatnutzer vollkommen ausreichenden Geschwindigkeit von SATA-3 die Vorherrschaft überlassen. Der Hersteller lockt außerdem mit einer 5 Jahre andauernden Garantie für die komplette 860er-PRO-Sparte. Allerdings ist dies eher ein Rückschritt, denn die 850 Pro erhielt zu seiner Zeit noch eine beschränkte Garantie auf 10 Jahre.

 

Ausstattungsmerkmale

Markantes Alleinstellungsmerkmal der PRO-Serie bleibt die hohe Belastbarkeit des Solid State Drive im laufenden Betrieb. So brachte der Vorgänger, die Samsung SSD 850 PRO, insgesamt eine geschätzte Mindestlebensdauer von bis zu 300 TBW (Total Bytes Written) auf. An diese Tradition knüpft auch die Samsung SSD 860 PRO an und liefert einen Lebenszyklus von nun sagenhaften 4800 TBW. Die 860 PRO setzt zudem auf MLC-NAND-Flash als Speicherreservoir und legt darin Informationen in 2-Bit-Codierung ab. Das erklärt den Vorsprung gegenüber dem EVO-Vetter, der weiterhin auf TLC-Einheiten setzt. In der Praxis dürften diese Werte für den Durchschnittsverbraucher abseits von beruflichen Spezialisierungen wie 3D-CGI-Artist oder im Videoschnitt kaum an Relevanz mehr besitzen. Eine Turbo-Write-Funktion nutzt die Samsung SSD 860 PRO nicht. Diese bleibt der 850 EVO vorbehalten, die dank dieser Technik im Alltagsgebrauch trotz langsamer TLC-Zellen ebenbürtige Datentransferraten erreicht. Der schnellere MLC-Speicher macht die Zweckentfremdung des Hauptspeichers als 1-Bit-Cache im Gegensatz zur EVO-Serie überflüssig. Zudem bewirbt Samsung eine deutlich verbesserte Kompatibilität mit Linux-Systemen. Die Queued-TRIM-Funktion (Markierung von unbenutzten und zu löschenden Speicherbereichen) arbeitete fehlerhaft und sorgte bei bestimmten Modellen für sporadische Datenverluste. Betroffene Modelle galten speziell für Server-Anwendungen daher als unzumutbar. Mit der neusten 860er-Generation soll dieser Schandfleck der alten Garde endgültig der Vergangenheit angehören. Neben Features wie Hardware-Verschlüsselung (256 Bit AES-Verschlüsslung, TCG/Opal V2.0), ECC zur Fehlerkorrektur und einer Laufzeitgarantie von 2 Millionen Stunden spart die Festplatte im Betrieb nochmals etwas an Strom ein. Der Verbrauch ordnet sich von 2 bis 2,2 Watt je nach Modell unter Last ein. Im Schlummer beansprucht die PRO-Serie nur noch 2 bis 2,5 mW.

 

Technische Daten

Controller: MJX
Kapazität: 256 / 512 / 1.024 / 2.048 / 4.096 GB
Formfaktor: 2,5 Zoll
Lesen seq.: 560 MB/s
Schreiben seq.: 530 MB/s
4 KB Random Read (QD32) : 100.000 IOPS
4 KB Random Write (QD32) : 90.000 IOPS
Leistungsaufnahme: aktiv 2,0 W (2,2 W ab 1-TB-Modellen), 40 mW im Leerlauf und 2,0 bis 2,5 mW (Devsleep)
Total Bytes Written: 300 TB (256 GB), 600 TB (500 GB), 1.200 TB (1 TB), 2.400 TB (2 TB), 4.800 (4 TB)
Speicher: 2-Bit-MLC-VNAND 4. Generation (256 Gbit, 64 Layer)
DRAM Cache: 256 MB bis 1 GB LPDDR3 oder 2 GB bis 4 GB LPDDR3

 

Vorteile

  • Schreibe- und Lesegeschwindigkeit fast am Schnittstellenlimit
  • gegenüber HDDs riesiger Leistungsgewinn
  • keine Peformance-Verluste bei geringem Restspeicher
  • lautloser, kühler Betrieb
  • hohe Langlebigkeit und Kapazität durch V-NAND (Gen 4)
  • Hardware-Verschlüsselung
  • kein TRIM-Bug mehr vorhanden

Nachteile

  • Preis pro Gigabyte teurer gegenüber 850 EVO oder klassischer HDD
  • weniger geeignet für regelmäßigen Austausch extremer Datenvolumen
  • Leistungsgewinn gegenüber Vorgänger zu vernachlässigen

 

Fazit

Die Samsung SSD 860 PRO vollzieht eine logische Evolution auf Basis des SATA-3-Standards. Echte Quantensprünge sind diesmal ausgeblieben, obgleich Samsungs neuster Wurf sich in feinen Details vom Vorläufer abgrenzt. Primär punktet die Neuauflage durch eine höher Effizienz anstelle einer überlegenenen Leistung. Erfreulich sind die Resultate bei andauernder Belastung und wenig verbleibendem Restspeicher. Hier hält die 860 PRO seine Arbeitsgeschwindigkeit auf dem Niveau von identischen Modellen im neuen Auslieferungszustand. Besitzer der alten 850er-Generation bieten die neuen Speicherplatten keinen Anreiz zum Wechsel – es sei denn, der Verschleiß der Speicherzellen nähert sich bald der mutmaßlichen TBW-Grenze. Direkte Vergleiche mit dem EVO-Modell offenbaren im Ratgeber zudem erstaunliche Übereinstimmungen in der Performance. Solang der Pseudo-Cache der langsamen TLC-Einheiten der EVO-Serie nicht überstrapaziert wird, arbeiten beide Festplatten auf einem vergleichbaren Niveau. Die Unterschiede zwischen beiden Klassen verblassen also bei dieser Generation zunehmend. Allgemein bescheren die nochmals leicht verbesserten 4K-Transferwerte einen seichten Performance-Schub bei den Ladezeiten des Systems und Start von Programmen. HDD-Besitzer sollten, sofern sie nicht ein massives Datenaufkommen verwalten, einen Wechsel zum Solid State Drive 860 PRO von Samsung in Betracht ziehen. Die Beschleunigung des Systems alleine durch den Austausch wird dramatisch ausfallen. Mit der neuen NVMe-Generation über den M.2-Slot kann die Samsung 860 Pro jedoch kaum mithalten. Das Ende der natürlichen Leistungsgrenzen der Schnittstelle SATA-3 liegt bereits jetzt nur wenige Katzensprünge entfernt.

 

 Merkmale:
 
 AB
 Marke  Samsung
 Modell/Serie  SSD 860 EVO Pro
 Artikelgewicht  81,6 g
 Produktabmessungen  7 x 10 x 0,7 cm
 Farbe  Schwarz
 Formfaktor  2.5
 Größe Festplatte  256GB – 4TB
 Unterstützte Software  Ja

 

Die Preise und Bestsellerliste aktualisieren sich alle 12 Stunden.